Was Neurologinnen und Neurologen verdienen
12 Semester Medizinstudium und fünf Jahre Facharztausbildung – der Weg zum Facharzt ist lang, die Berufsaussichten dafür gut bis sehr gut. Besonders in der Neurologie: Schon jetzt ist absehbar, dass in zehn bis zwanzig Jahren immer mehr ältere und pflegebedürftige Menschen versorgt werden müssen und die Erkrankungen des Nervensystems zunehmen.
Hier werden Experten verstärkt gefragt sein, prognostiziert die Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Aber lohnt sich der Arztberuf auch finanziell? Was verdienen angestellte Ärztinnen und Ärzte in den unterschiedlichen Karrierestufen als Assistenzarzt, Facharzt, Oberarzt, Chefarzt in deutschen Kliniken?
Der Beruf der Neurologin und des Neurologen ist – wie für alle Assistenz-, Fach- und Oberärztinnen und -ärzte in Deutschland – tariflich geregelt. Leitende Oberärzte und Chefärzte werden in der Regel außertariflich bezahlt. Es gibt verschiedene Tarifverträge für kommunale Kliniken, Unikliniken und private Klinikkonzerne, aus denen sich die jeweiligen Arztgehälter bestimmen. Die zwei gängigsten: der Tarifvertrag für kommunale Krankenhäuser (TV-Ärzte VKA) und der Tarifvertrag der Unikliniken (TV Ärzte TdL), in denen die Gehaltsentwicklung genau definiert ist. Daneben existieren es noch zahlreiche Tarifverträge von privaten Klinikkonzernen wie Helios, Asklepios oder dem Rhön Klinikum. Die aktuellen Tarifgehälter gelten bis 30. Juni 2022.
Assistenzarzt: Berufsanfänger mit Bestlohn
Wenn es um die Gehälter von Berufseinsteigern geht, sind Mediziner ganz vorne mit dabei: Schon im ersten Berufsjahr verdienen Assistenzärztinnen und -ärzte durchschnittlich 57800 Euro brutto pro Jahr – bei einer Wochenarbeitszeit von 42 Stunden. Durch Zuschläge, zum Beispiel für Dienste, kann der Lohn noch einmal deutlich steigen. Die höchsten Bruttolöhne zahlen die Helios Kliniken mit einem Monatsgehalt von 5109 Euro im ersten und 6287 Euro im letzten Jahr der Facharztausbildung. Am unteren Ende: Die Kommunalen Kliniken mit einem Berufsanfängergehalt von 4694 Euro. Im sechsten Jahr fließen dort 6034 Euro aufs Konto.
So viel verdient ein Assistenzarzt
Gehaltsstufe | Gehaltsspanne (Euro) | Durchschnittsgehalt (Euro) |
1. Jahr | 4694 - 5109 | 4847 |
2. Jahr | 4960 - 5240 | 5092 |
3. Jahr | 5150 - 5437 | 5289 |
4. Jahr | 5480 - 5829 | 5618 |
5. Jahr | 5742 - 6178 | 5947 |
6. Jahr | 5946 - 6339 | 6135 |
Quelle: Marburger Bund 2021, https://www.marburger-bund.de/bundesverband/tarifvertraege
Der Tarifvertrag ist gegliedert nach Berufsgruppen und Stufen, die Entgeltgruppen unterteilen sich nach Assistenzarzt, Facharzt, Oberarzt und leitender Oberarzt oder Chefarzt. Fehlt der Chefarzt in einem Tarifvertrag, wird er grundsätzlich außertariflich bezahlt. Was viele Assistenzärzte nicht wissen: Die einzelnen Stufen richten sich bei allen Tarifverträgen nach der ärztlichen Berufserfahrung, nicht nach der Weiterbildungszeit in einem bestimmten Fach. Wer zum Beispiel nach drei Jahren das Krankenhaus oder vielleicht sogar das Fach wechselt, fängt nicht wieder bei Stufe 1 an, sondern setzt seine Laufbahn auf der zuletzt erreichten Stufe fort.
Facharzt: Alle zwei Jahre mehr Gehalt
Nach erfolgreichem Abschluss ihrer Weiterbildung starten Fachärzte, die weiterhin am Krankenhaus und nicht als niedergelassener Arzt arbeiten möchten, mit einem Durchschnittsgehalt von 6349 Euro brutto pro Monat in die neue Karrierestufe. Das Gehalt steigt zunächst nur leicht: Liegt der Durchschnittsverdienst bei 6135 Euro im 6. Ausbildungsjahr, bekommt ein Facharzt im 1. Jahr im Schnitt nur 214 Euro mehr. Mit zunehmender Berufserfahrung steigt auch das Einkommen: Im 7. Berufsjahr liegt das Gehalt zwischen 6785 und 7544 Euro. In der Regel steigt das Gehalt automatisch alle zwei Jahre. Ein Facharzt im 13. Berufsjahr kommt so auf bis zu 8164 Euro. Und auch für Fachärzte gilt: Durch Dienste und andere Zuschläge kann das Grundgehalt noch einmal kräftig steigen. Nach 13 Berufsjahren steigt das Facharzt-Gehalt allerdings nicht weiter an. Das heißt konkret: Wenn Sie in der Klinik mehr verdienen möchten, sollten Sie sich spätestens jetzt nach einem Job als Oberarzt umsehen.
So viel verdient ein Facharzt
Gehaltsstufe | Gehaltsspanne (Euro) | Durchschnittsgehalt (Euro) |
1. Jahr | 6196 – 6589 | 6349 |
4. Jahr | 6655 –7064 | 6776 |
7. Jahr | 6785 – 7544 | 7180 |
9. Jahr | 7139 – 7814 | 7461 |
11. Jahr | 7335 –7961 | 7692 |
13. Jahr | 7467 – 8164 | 7876 |
Quelle: Marburger Bund 2021, https://www.marburger-bund.de/bundesverband/tarifvertraege
Oberarzt: Guter Lohn für Führungsaufgaben
Für fast jeden dritten Nachwuchsmediziner ist der Oberarzt ein langfristiges berufliches Ziel. Als Oberarzt sind Sie für die Patientenversorgung zuständig, übernehmen Verantwortung für die Ausbildung der Assistenzärzte und die fachliche Aufsicht über die Fachärzte – vergleichbar mit einem Abteilungsleiter. Sie unterstehen nur dem Chefarzt und dem ärztlichen Direktor. Aber auch das Gehalt macht die Oberarztposition attraktiv: Bei der Einstellung als Oberarzt können Sie mit einem tariflich festgelegten Bruttoverdienst zwischen 7760 Euro und 8410 Euro pro Monat rechnen. Das Gehalt steigt automatisch stufenweise an. Nach drei Jahren, zum Beispiel an einer Uniklinik, erhält ein Oberarzt monatlich 8644 Euro.
So viel verdient ein Oberarzt
Gehaltsstufe | Gehaltsspanne (Euro) | Durchschnittsgehalt (Euro) |
1. Jahr | 7760 – 8410 | 7984 |
4. Jahr | 8180 – 8644 | 8344 |
7. Jahr | 8462 – 9331 | 8790 |
Quelle: Marburger Bund 2021, https://www.marburger-bund.de/bundesverband/tarifvertraege
Abgesehen von den Oberarztstellen gibt es in Kliniken auch noch die Tätigkeit des leitenden Oberarztes. Er ist ständiger Vertreter des Chefarztes und nimmt in seiner Funktion auch Aufgaben des Chefarztes wahr, etwa bei Personalfragen. Eine Position als leitender Oberarzt verspricht gute Chancen auf eine Chefarztposition – und gutes Geld. Die HELIOS-Kliniken etwa zahlen zum Einstieg 9759 Euro. Bei den privaten Klinikkonzernen geht es nach dem dritten Jahr außertariflich weiter. Kommunalen Krankenhäuser halten sich bis zum 7. Jahr, Unikliniken bis zum 9. Jahr an den Tarifvertrag.
So viel verdient ein leitender Oberarzt
Gehaltsstufe | Gehaltsspanne (Euro) | Durchschnittsgehalt (Euro) |
1. Jahr | 8953 – 9759 | 9327 |
4. Jahr | 9782 – 10.290* | 10.036 |
* nur Kommunale und Universitätskliniken
Quelle: Marburger Bund 2021, Tarifverträge für Kommunale Krankenhäuser, Universitätskliniken, Private Träger: Helios-, Asklepios-, Rhön-Kliniken: https://www.marburger-bund.de/bundesverband/tarifvertraege
Gehaltsverhandlungen: Mit besonderen Fertigkeiten punkten
Viele Krankenhäuser statten neue Oberärzte inzwischen vom ersten Tag an mit einem außertariflichen Arbeitsvertrag aus. Dadurch sind auch höhere Vergütungen möglich. Umsonst gibt es das aber nicht. Mehr Lohn bedeutet auch, dass mehr Leistung erbracht werden muss: Das kann Spezialwissen sein, die Fähigkeit zu konzeptioneller Projektarbeit, die Übernahme einer Bereichsleitung oder der Verantwortung für ein Medizinisches Versorgungszentrum.
Auch die Gehälter von Chefärzten sind nicht über Tarifverträge festgelegt. Das heißt: Was sie verdienen, ist in der Regel Verhandlungssache. Welche Gehälter möglich sind, geht aus dem Kienbaum-Vergütungsreport 2019 (https://www.iww.de/cb/management/gehaltsstatistik-chefarztverguetung-im-fokus-ergebnisse-des-kienbaum-verguetungsreports-2019-f125647 ) hervor: Mit durchschnittlich 300.000 Euro brutto im Jahr gehört der Beruf des Chefarztes zu den bestbezahlten Berufen Deutschlands. In den Fachbereichen Chirurgie, Radiologie und Innere Medizin waren 2019 sogar 360.000 Euro und mehr möglich.